»Ich glaub’s einfach nicht!«, rief Debbie und starrte auf Stellas
Laptop. Auf dem Bildschirm war eine Ankündigung für ein zweitägiges
Open-Air-Festival auf der Berliner Waldbühne zu sehen. Ganz oben prangte der
Schriftzug der Poriomaniacs, die an Tag eins als Headliner auftreten würden.
Doch es war nicht Begeisterung über den kommenden großen Auftritt,
die die Reaktion von Leadsängerin und Rhythmusgitarristin Debbie hervorgerufen
hatte. Natürlich freute sich Debbie - genauso wie ihre Bandkolleginnen Kyla,
Myra und Stella - riesig auf das in wenigen Tagen stattfindende Konzert auf der
berühmten Waldbühne, doch nun hatte etwas ihre Vorfreude ganz erheblich
getrübt.
»Das darf doch nicht wahr sein! Wer hat die nur engagiert?« Debbie
griff sich mit beiden Händen in die langen blonden Locken und schlug ihre Stirn
gegen die Tischplatte.
»Was ist denn hier los?«, fragte Kyla, die gerade mit einem Becher
Kaffee in der Hand den Raum betreten hatte. Fragend sah die Bassistin
Schlagzeugerin Stella an. »Sieht Debbie endlich ein, dass ihre neuen Songs
nichts taugen?«
Stella schüttelte den Kopf und drehte ihren Laptop so, dass Kyla den
Bildschirm sehen konnte. Dann tippte sie mit dem Zeigefinger auf den Namen
einer Band, der einige Zeilen unter dem der Poriomaniacs stand.
Kyla trat näher heran und beugte sich vor, um zu lesen, was da stand.
»The Honking Hornberries«, las sie halblaut vor. »Was ist das denn für ein
bescheuerter Bandname?«
Debbie stöhnte laut und theatralisch auf. Kyla sah erst ihre
offensichtlich verzweifelte beste Freundin - von der sie allerdings nur den
Hinterkopf sehen konnte, da Debbie immer noch mit der Stirn die Tischplatte
küsste - und dann Stella an. »Was denn?«, fragte sie und zog eine Augenbraue
hoch.
»Weißt du das denn gar nicht? Das ist die Band von Debbies Ex Dirk!«,
informierte Stella sie.
Kyla schlug sich die freie Hand vor die Stirn. »Ohmegod, Dirk! Den
gibt’s auch noch? Diesen Vollpfosten hatte ich vollkommen verdrängt. Der spielt
bei den Honking Hornberries? Und die dürfen mit uns auf der Waldbühne
auftreten?«
Erneut stöhnte Debbie laut auf. Doch nun hob sie den Kopf von der
Tischplatte und sah Kyla mit waidwundem Blick an. »Ich wollte diesen, diesen
...« Die sonst so schlagfertige und wortgewandte Debbie suchte nach Worten.
»... Saftsack nie, nie wieder sehen. Und jetzt muss ich mir mit dem am Samstag
eine Bühne teilen«, klagte sie.
»Naja, jetzt übertreib’s mal nicht«, meinte Kyla. »Die spielen als
zweites und wir beschließen den Abend. Dazwischen treten noch eins, zwei, drei,
vier weitere Bands auf, von Bühne teilen kann also keine Rede sein.«
»Wir könnten ja Tommi bitten, dass er vor unserem Auftritt noch mal
feucht durchwischt«, schlug Stella vor. »Damit auch die letzten Dirk-Bazillen
beseitigt sind.«
»Na, da kann er aber einen großen Eimer Desinfektionsmittel
mitbringen«, kommentierte Kyla trocken.
Debbie rang sich ein kleines Lächeln ab. »Das will ich sehen, wie
Tommi die Waldbühne wischt.«
Tommi war der langjährige Tourmanager der Poriomaniacs, mit dem alle
vier Bandmitglieder eine höchst emotionale Hassliebe verband. Bis jetzt hatte
Tommi es allerdings geschafft, nicht gefeuert zu werden - was aber zu einem
guten Teil einfach nur am Mangel an Alternativen lag.
»Aber was mach ich, wenn der Backstage rumhängt? Ich brauche
Bodyguards, mindestens ein halbes Dutzend!«
»Bodyguards? Wieso brauchst du Bodyguards?«, ließ sich eine Stimme
von der Tür her vernehmen. Jetzt hatte auch Leadgitarristin Myra den
Aufenthaltsraum betreten, in dem die Poriomaniacs sich gerade ein wenig von den
Arbeiten an ihrer neuen CD erholten.
»Ein besonders doofer Exfreund von Debbie tritt auch beim Festival
auf«, sagte Stella.
Myra ließ sich auf das Sofa fallen und streckte die Beine aus. »Ohoh,
ganz schlecht«, kommentierte sie.
Debbie tippte mit einem Fingernagel gegen Stellas Computerbildschirm.
»Kann man die nicht noch irgendwie feuern? Ich mein, eine Band, die sich The
Honking Hornberries nennt, dürfte man doch eigentlich sowieso nicht rauslassen.«
»Stimmt, die gehören alle in eine geschlossene Anstalt«, hieb Kyla in
die gleiche Kerbe wie Debbie.
»The Honking Hornberries?«, ließ sich Myra aus dem Hintergrund
vernehmen. »Hatten die nicht erst vor ein paar Monaten einen Riesenhit? Wie
hieß der Song noch gleich ...«
»Pictures of You and Me«, antwortete Stella.
»Was, diese abgeschmackte Pseudo-Ballade ist von denen?«, staunte
Kyla. »Das hatte ich gar nicht mitgekriegt.«
Stella zog den Laptop zu sich heran und ließ die Finger über das
Keyboard gleiten. »Da schau«, sagte sie und zeigte Kyla die Produktseite eines
großen Onlinehändlers.
Links prangte eine Abbildung des Singlecovers, daneben befanden sich
Informationen zum Song, ein Link zu den für den Song abgegebenen Bewertungen
und ein Kauf-Button.
»Verdammt viele Sterne für so einen Scheißsong«, ätzte Kyla.
»Los, scroll runter und klick an, dass der Verkauf dieses Produktes
für dich nicht akzeptabel ist«, schrie Debbie und fuchtelte mit den Armen.
Kyla prustete los. Debbie sah aber auch zu lustig aus, wie sie da
wild herumgestikulierte, mit zerzausten Haaren und irrem Blick.
»Soll ich nicht lieber auf die Hörprobe klicken?«, stichelte Stella.
»Untersteh dich«, brüllte Debbie.
»Ich weiß gar nicht, was du hast«, meinte Kyla. »Der Text von Pictures
of You and Me ist auch nicht mehr oder weniger kitschig als das, was du
hier so angeschleppt hast.«
Mit diesen Worten wies Kyla auf einen Stapel mit Ausdrucken, der
neben Debbie auf dem Tisch lag. Auf dem obersten Blatt hatte Debbie sich gerade
Notizen gemacht, als Stella mit ihrem Laptop und der niederschmetternden
Neuigkeit, dass die Hornberries auch beim Festival auftreten würden, ankam.
»Jaja, mach mich nur fertig«, grummelte Debbie und griff nach ihren
Songtexten. »Als wäre es nicht schlimm genug, dass ich diesen Arsch von Dirk
sehen muss ...«
Wird es Debbie gelingen, Dirk aus dem Weg zu gehen? Und warum schreibt sie plötzlich so komische Songtexte? Um Capital Porios kostenlos zu lesen, trag dich einfach für meinen Newsletter ein und du erhältst Capital Porios als eBook (mobi oder ePub) per E-Mail: http://bit.ly/freePorio
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