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Donnerstag, 3. Januar 2019

Thriller-Verlosung: Blutrausch von Chris Carter



Vor knapp einem Jahr hatte ich ja schon einmal ein Buch von Chris Carter verlost, jetzt gibt es den neuesten, mittlerweile schon neunten Fall von Hunter und Garcia zu gewinnen.

Das Buch wurde von Chris Carter bei seiner Lesung in München am 25. Oktober signiert.


BUCHVERLOSUNG

Ich verlose ein signiertes Exemplar des Taschenbuches von Blutrausch. Alle, die sich ab heute (03. Januar 2019) bis zum 18. Januar 2019 (Mitternacht) für meinen Newsletter anmelden, nehmen an der Verlosung teil.

Hier geht's zur Anmeldung: KLICK

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Das Kleingedruckte: 
Natürlich ist bei dieser Verlosung der Rechtsweg ausgeschlossen und der Gewinn kann nicht bar ausgezahlt werden. Der Gewinner wird am 19. Januar 2019 ausgelost und per E-Mail benachrichtigt. Das Buch wird nach Mitteilung der Adresse des Gewinners per Post versandt. Mit der Teilnahme wird mein E-Mail-Newsletter abonniert, der aber nicht allzu häufig (zurzeit vierteljährlich) erscheint und über Neuerscheinungen, Gewinnspiele und ähnliches informiert. Natürlich kann der Newsletter jederzeit abbestellt werden. Die für das Gewinnspiel gemachten Angaben (Name und E-Mail-Adresse) werden nur für das Gewinnspiel und die Newsletter-Zusendung verwendet.

Leseprobe aus Flammenweib (Tübingen-Thriller)

Foto: Miranda Wipperfurth Unsplash

14. Dezember 1999

Die drei Steinkreuze zeichneten sich nur schemenhaft gegen den Nachthimmel ab. Der zunehmende Mond spendete in dieser wolkenverhangenen Nacht kaum Licht.
Eine erste Flamme leckte an dem trockenen Reisig, das um das mittlere, höchste Kreuz aufgeschichtet war. Zaghaft, forschend.
Doch schnell fand das Feuer Nahrung, es dauerte nur Sekunden und lodernde Flammen schlugen in die Höhe. Funken flogen und versengten das Moos auf den steinernen Bodenplatten.
Die durch einen Knebel gedämpften Schreie der an das Kreuz gefesselten Frau verstummten schnell.
Gleichzeitig verbreitete sich der süßliche Gestank von brennendem Fleisch.
Das Reisig knisterte, Ästchen zerbrachen knackend, die Flammen prasselten.
Nur langsam erstarb das Feuer. Einige winzige Flämmchen zuckten noch zwischen den Überresten des improvisierten Scheiterhaufens, flirrend wie kleine Irrlichter.
Dann erloschen auch diese.

15. Dezember 1999

Wie jeden Morgen war der Friedhofsverwalter der Erste, der das Gelände des Tübinger Bergfriedhofs betrat. Er sperrte das große Tor am Haupteingang auf, dann begab er sich auf seinen Rundgang. Reine Routine seit fünfundzwanzig Jahren.
Doch nicht an diesem Morgen.
Als er sich der Waldkapelle näherte, blieb er stehen und atmete tief ein. Was war das für ein seltsamer Geruch, der da in der Luft hing? Als hätte etwas gebrannt. Aber das konnte doch nicht sein. Oder hatte es in der kleinen Holzkapelle einen Kurzschluss gegeben, der einen Brand ausgelöst hatte?
Schnellen Schrittes näherte er sich der Kapelle, um nach dem Rechten zu sehen. Der Geruch wurde stärker, intensiver. Doch jetzt mischte sich in den Brandgeruch ein anderer, weitaus unangenehmerer Gestank.
Verbranntes Fleisch, schoss es ihm durch den Kopf. Was zum Teufel?
Er hatte die Kapelle erreicht, bog um die Ecke, um sie durch die Vordertür zu betreten. Sein Blick fiel auf das der Waldkapelle direkt gegenüberliegende Mahnmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten.
Er erstarrte. Glaubte, seinen Augen nicht zu trauen.
Wollte auf dem Absatz kehrt machen und davonrennen.
Zwang sich stattdessen, auf die drei Steinkreuze der Kriegsgräbergedächtnisstätte zuzugehen.
Er befand sich immer noch mehrere Meter entfernt, als er erkennen musste, dass ihn seine Sinne nicht getäuscht hatten.
Der Gestank nach verbranntem Fleisch.
Das verkohlte Bündel, das an dem mittleren Steinkreuz hing.
Er sank auf die Knie. Dann erbrach er sich heftig in das spärliche Gras am Wegrand.


»Das ist so krank.« Oscar hielt sich eine Hand vor den Mund. Ihr Atem ging flach, ihr Herz raste. Mit der freien Hand tastete sie nach einem Stuhl und setzte sich.
»Ich hätte dir das nicht zeigen sollen«, sagte Tom und drehte die Fotos um, sodass die weiße Rückseite nach oben wies.
Doch Oscar hatte schon mehr als genug gesehen. Sie nahm die Hand vom Mund und atmete tief ein und aus. Jetzt nur nicht hyperventilieren, am Ende würde sie sonst noch ohnmächtig werden.
»Ich glaube, das Abendessen lasse ich heute lieber ausfallen«, sagte sie mit zittriger Stimme, als sie schließlich ihre Atmung und ihren Herzschlag wieder unter Kontrolle gebracht hatte.
Tom griff nach ihrer Hand und drückte sie. »Es tut mir so leid.«
»Ist schon gut.« Oscars Stimme zitterte immer noch ein wenig. Plötzlich war ihr schrecklich kalt. Dabei war ihre kleine Wohnung in der Tübinger Innenstadt mollig warm, die Heizung lief auf Hochtouren.
Gemeinsam mit ihrem Freund Tom saß sie am Küchentisch. Vor dem Fenster hatte sich längst tiefschwarze Dunkelheit über die schmale Altstadtgasse gesenkt, obwohl es gerade erst sechs Uhr abends war.
Die umgedrehten Fotos mitten auf der Tischplatte zogen Oscars Blick an. Fast anklagend wirkte das weiße Fotopapier auf dem dunklen Holz der Tischplatte.
Wie konnte die Rückseite dieser schrecklichen Fotos nur so reinweiß und unschuldig aussehen?
Tom ließ Oscars Hand los und stand auf. Wenig später stand er wieder neben ihr und reichte ihr wortlos ein Glas.
Oscar griff danach und sog erst das Aroma des Alkohols ein, dann nahm sie einen kleinen Schluck. Die Flüssigkeit brannte sich ihren Weg durch Oscars Kehle in ihren Brustkorb und weiter in ihren Magen. Sie räusperte sich, dann schüttelte sie sich. Das kurze Auflodern des Alkoholfeuers in ihrem Inneren tat gut.
»Danke«, sagte sie, jetzt mit festerer Stimme. »Das war genau das, was ich gebraucht habe.«
Sie sah ihren Freund an, der sich wieder neben sie setzte. »Aber wenn du heute noch was essen willst, musst du selbst kochen.«
Tom hob abwehrend beide Hände. »Mir hat es den Appetit auch verschlagen«, gab er zu.
Oscar deutete auf die Fotos. »Und darüber musst du schreiben? Ich beneide dich wirklich nicht.« Ihre Augen weiteten sich. »Du warst aber nicht ...?«
Tom nickte. »Doch. Ich war am Tatort.« Er lehnte sich seufzend in seinem Stuhl zurück. »Gleich heute früh.«
»War das der Grund, dass du nach dem Frühstück so schnell weg musstest? Du hast keinen Ton gesagt, warum und wohin.«
Tom fuhr sich mit der Hand durch das halblange Haar. »Als mein Chefredakteur mir gesagt hat, dass eine verkohlte Leiche gefunden worden ist, habe ich natürlich den Mund gehalten. Ich wollte dir nicht den Tag verderben.«
Oscar sprang von ihrem Stuhl auf und füllte ein Glas mit Leitungswasser. In drei großen Schlucken stürzte sie das Wasser hinunter. Dann ging sie langsam zum Küchentisch zurück und setzte sich wieder.
Sie deutete auf die Fotos.
Tom sah sie zweifelnd an, dann schob er die immer noch umgedreht auf dem Tisch liegenden Fotos zu ihr hinüber.
Oscar atmete tief durch, versuchte sich zu wappnen gegen das, was sie gleich sehen würde.
Sie drehte das oberste Foto um. Zwang sich, hinzusehen. Zwang sich, jede Einzelheit zu studieren.
Das Foto zeigte die kaum noch als menschlich zu erkennenden Überreste eines verbrannten Körpers. Die Haut war zusammengeschrumpft, sah brüchig aus und war grau bis schwarz verfärbt. An manchen Stellen hatten sich große Risse gebildet. Die wenigen noch verbliebenen Haare waren schwärzlich und kräuselten sich in unnatürlicher Weise.
Die Leiche lag auf der Seite, der Mund war weit aufgerissen, die leeren Augenhöhlen blicklos.
Oscars Magen krampfte sich zusammen. Zum Glück hatte sie seit dem Mittagessen in der Mensa nichts mehr zu sich genommen, sie wäre sonst wahrscheinlich zum Spülbecken gestürzt, um sich zu übergeben.
Sie legte das erste Foto weg und sah sich das zweite an. Es handelte sich um eine Großaufnahme des Gesichts. Oder genauer gesagt um eine Großaufnahme dessen, was einmal ein Gesicht gewesen war.
Oscar versuchte, sich ganz von dem Gedanken zu lösen, dass das, was sie sich da ansah, bis vor Kurzem ein lebendiger Mensch gewesen war. Sie stellte sich vor, sie betrachtete das Foto eines Menschen, der schon Hunderte von Jahren tot war. Wie das Foto einer Moorleiche.
»Weiß man schon, wer die Tote ist?«, fragte sie Tom. Sie blickte von dem Foto auf. »Es ist doch eine Frau, oder?«
Tom nickte. »Ja, aber sie konnte noch nicht identifiziert werden.«
Oscar legte die Fotos zurück auf die Tischplatte. Irgendjemand vermisste jetzt seine Tochter, Schwester, Freundin, vielleicht sogar Ehefrau oder Mutter. Allein bei dem Gedanken, dass es sich um jemand handeln könnte, den sie - und sei es auch noch so flüchtig - gekannt hatte, ließ Oscar erneut übel werden.
»Und sie war an das Steinkreuz gefesselt?« Sie tippte mit einem Finger auf eines der Fotos, das zeigte, wie die Leiche vor dem Mahnmal lag.
»Die erste Einschätzung ist, dass der Täter eine mittelalterliche Hexenverbrennung nachgeahmt hat«, sagte Tom. »Er hat die Frau an das Kreuz gefesselt und dann Holzscheite und trockene Äste um sie herum aufgeschichtet. Das Ganze hat er dann angezündet.«
Oscar schluckte, spürte den Geschmack von Galle im Hals. »Wer tut so etwas?«, fragte sie leise.
Tom schüttelte den Kopf. »Wir sind auch alle ganz fassungslos.«
»Wie sehr muss man einen Menschen hassen, um ihn auf diese Weise zu töten?«
Tom legte eine Hand auf Oscars Arm. »Es ist noch nicht klar, ob sie noch gelebt hat, als sie angezündet wurde. Das muss bei der Obduktion festgestellt werden.«
Oscar sah erneut auf die Fotos. »Ich bin mir sicher, sie hat noch gelebt. Jemand, der so etwas inszeniert, tötet sein Opfer nicht vorher. Töten durch Verbrennen, das bedeutet doch etwas.«
»Du meinst, diese Mordmethode hat Symbolcharakter?« Tom sah seine Freundin aufmerksam an.
Oscar nickte. »Ja, auf jeden Fall. Der Mörder wollte sein Opfer auslöschen, komplett vernichten.« Sie drehte die Fotos wieder um. »Und das ist ihm gelungen.«