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Freitag, 30. November 2018

Jo Nesbø bei der Münchner Bücherschau


Gestern Abend stellte Jo Nesbø im Gasteig seinen Roman Macbeth vor, eine Neuerzählung des Theaterstückes von Shakespeare. Natürlich wurde er vom Moderator des Abends zuallererst gefragt, wie es denn zu diesem Buch kam.

Es war tatsächlich nicht Nesbøs eigene Idee, sich dieses klassischen Stoffes anzunehmen, er wurde von einem Verlag darauf angesprochen. 2016, anlässlich des 400. Todestages von William Shakespeare trat der Hogarth Verlag an mehrere Autoren heran und bat sie, Shakespeare-Stoffe neu zu bearbeiten. Nesbøs erste Reaktion war sogar, dass er dieses Angebot ablehnen wollte, da es ihm beim Schreiben vor allem darum geht, eine Story zu entwickeln … und in diesem Falle war die Story ja schon da! 

Er meinte, normalerweise benötige er ungefähr ein halbes Jahr, um eine Synopsis für ein neues Buch zu schreiben und hier hätte es sich angefühlt, als habe jemand anders diese Synopsis für ihn geschrieben.

Warum er sich dann schließlich doch dieses Projektes annahm, hat viel mit Roman Polanskis Verfilmung von Macbeth zu tun. Dieser Film weckte erstmals Nesbøs Interesse an Shakespeare und so versuchte er im Alter von 14, 15 Jahren Macbeth im Original zu lesen, kam damit aber nicht weit und griff zur norwegischen Übersetzung.

Für seinen Roman hat er die Handlung in die 1970er Jahre und in die fiktive Stadt Capital verlegt. Dort geht es ziemlich düster zu, als Inspiration für Capital dienten unter anderem Newcastle (wie im Film Get Carter mit Michael Cane dargestellt) und das norwegische Bergen.

Hauptfigur Macbeth gehört einer Spezialeinheit der Polizei von Capital an und kämpft zu Beginn des Buches vor allem gegen eine Motorradgang. Um die Halluzinationen und Prophezeiungen des Originalstückes zu übertragen, machte Nesbø seinen Macbeth zu einem Drogensüchtigen. Die berühmten drei Hexen Shakespeares sind in seinem Buch drei Drogenköchinnen, ihre Prophezeiungen sind Drohungen.

Nesbø meinte, sein Buch folge dem Stück fast Szene für Szene. Außerdem sei in diesem Falle das Schreiben nach dem Motto »no fear, just fun« vor sich gegangen.

Leider habe ich das Buch noch nicht gelesen und werde auch so schnell nicht dazu kommen (schneller Blick auf den SuB - vielleicht in einem Jahr oder so?), denn obwohl Macbeth Shakespeares kürzestes Stück ist (es wird ja sogar spekuliert, dass es unvollendet ist), hat Nesbøs Roman um die 600 Seiten. Angeblich sind es auf norwegisch nur ca. 500 Seiten, aber das hilft mir natürlich nicht weiter …

Dienstag, 30. Oktober 2018

Chris Carter beim Krimifestival München



Am 25. Oktober 2018 stellte Chris Carter in München sein aktuelles Buch Blutrausch (Gallery of the Dead) vor. Für mich ein absoluter Pflichttermin, der trotzdem fast nicht geklappt hätte, denn eigentlich hätte ich in der letzten Oktoberwoche in England sein sollen. Als sich meine Pläne änderten, war die Lesung schon ausverkauft, doch zum Glück verlegten die Organisatoren des Krimifestival München die Lesung vom Amerikahaus ins Anatomische Institut, wo mehr Leute Platz finden.

Letzten Donnerstag war es also soweit, ich war überpünktlich da, aber trotzdem bei weitem nicht die Erste: die Schlange ging bereits durch den ganzen Vorhof bis auf die Straße.

Drinnen fand ich trotzdem einen guten Platz und saß dann erstmal da wie eine übereifrige Studentin mit Notizblock, Stift und Handy.
Pünktlich ging es los, Chris Carter nahm mit dem Moderator des Abends sowie einem Schauspieler, der die deutschen Texte lesen sollte, am mit einer »blutigen« Decke dekorierten Lesetisch Platz.
Von Anfang an war klar, dass Chris Carter außerordentlich offen und wahnsinnig lustig ist. Wieder mal einer, der die Klischeevorstellung vom düsteren, abgedrehten Thrillerautor nicht erfüllt - aber wahrscheinlich würde ein Autor, der wirklich so drauf ist, auch gar nicht auf Lesereise gehen, sondern im stillen Kämmerlein verweilen.

Erst erzählte Carter ein wenig über seinen Werdegang, wie er sich für das Studium der Psychologie entschied und dass er dann zunächst als forensischer Psychologe arbeitete. Ein Job, in dem es seiner Meinung nach keinen einzigen guten Arbeitstag gibt, weil man sich nur mit Mord und Totschlag befassen muss. Mit 27 entschied er sich darum, nach Los Angeles zu gehen und sein Glück als Musiker zu versuchen.

Zu seiner Karriere als Rockmusiker erzählte er in München leider nicht allzu viel, aber dafür machte er einen Witz über Keith Richards, der eine gute Erklärung für Keiths scheinbare Unsterblichkeit bietet: »Wenn du eine Zigarette rauchst, dann wird das Lebensjahr, das dir verlorengeht, Keith Richards gutgeschrieben.«

Was seine jetzige Arbeit als Autor angeht, meinte er, er würde seine Bücher nicht groß im Voraus planen. Zu Beginn hätte er meistens nur einen Satz, aus dem er dann alles entwickeln würde. Bei seinem zweiten Roman Der Vollstrecker war das zum Beispiel der Satz »A killer who kills you with what you fear«. Carter ging sogar so weit zu behaupten, er wisse selbst lange nicht, wer denn am Ende der Mörder sein wird.

Dann erzählte er noch, dass sein erster Roman, Der Kruzifix-Killer, eigentlich als Standalone angelegt war. Daran, eine Serie zu schreiben, hatte er überhaupt nicht gedacht. Eigentlich sollte sein Protagonist Robert Hunter am Ende des Kruzifix-Killers sogar sterben. Doch sein Agent überredete ihn, das Ende umzuschreiben und Hunter zum Serienhelden zu machen. Leider erwähnte er den Namen seines Agenten nicht, bei dem hätte ich mich gerne bedankt!

Über seine Schreibgewohnheiten erzählte er, dass er daheim ein kleines Büro hätte, weil er in der Öffentlichkeit, z.B. in einem Café, nicht schreiben könne. Dabei störe ihn zwar nicht die Geräuschkulisse (angeblich kann er beim Schreiben Death Metal hören, ohne dass das seiner Konzentration abträglich wäre), aber die ständigen Bewegungen um ihn herum lenkten ihn zu sehr ab. Sein Büro jedoch hat eine Besonderheit, die seine Freunde in tiefstes Erstaunen versetzt: Er sammelt Whisky und sämtliche Flaschen seiner Sammlung sind in seinem eher kleinen Büro untergebracht. Dafür erhält er öfter Kommentare wie »Wie kannst du hier nur arbeiten? Es sieht aus wie in einer Bar!«

Auf die Frage, warum er eigentlich Los Angeles als Schauplatz für seine Romane gewählt habe, obwohl er doch schon seit Jahren in London lebe, antwortete Carter, das läge daran, dass Los Angeles so vielfältig und widersprüchlich sei. Auf der einen Seite hätte man extremen Reichtum (wie z.B. in Malibu) und auf der anderen Seite Stadtteile, die komplett von gewalttätigen Gangs kontrolliert werden und wo die Leute extrem arm sind. In diesem Milieu könne seiner Meinung nach alles passieren. Außerdem kannte er sich aufgrund seines früheren Berufes ja schon mit dem amerikanischen Polizeisystem aus und wollte nicht alles neu lernen, nur um seine Bücher in London spielen lassen zu können. (Er hat allen Ernstes behauptet, er sei faul!)

Selbstverständlich erzählte Chris Carter noch viel, viel mehr im Laufe des Abends, einiges davon könnt ihr in den Videos auf meinem YouTube-Kanal anschauen.

Nach der Lesung signierte Carter natürlich auch noch und ich habe neben meinem eigenen Exemplar von Gallery of the Dead auch noch ein Taschenbuch von Blutrausch signieren lassen, dass ich demnächst hier verlosen werde! Also haltet ein Auge auf meinen Blog ...

PS: Viele schöne Fotos von der Lesung kann man auf der Facebookseite des Krimifestival München finden.

Einen sehr schönen Bericht über die Lesung in Würzburg - wo Carter teilweise andere, hochinteressante Details aus seinem Leben und Schaffen zum Besten gab - gibt es auf Gabis Blog Laberladen.

Donnerstag, 20. September 2018

Rezension und Buchverlosung - Melanie Raabe - Der Schatten


Norah zieht nach der Trennung von ihrem Freund von Berlin nach Wien um. Doch schon am ersten Tag in der neuen Stadt taucht ein Schatten aus ihrer Vergangenheit auf. Und dann erhält sie auch noch eine düstere Prophezeiung …

Melanie Raabes dritter Thriller Der Schatten war für mich ein Muss, da mir Die Falle extrem gut gefallen hat.

Zu Beginn der Story wird sofort langsam aber zielsicher Spannung aufgebaut - eine Andeutung hier, eine seltsam agierende Bettlerin in der Wiener Innenstadt da. So RICHTIG spannend wurde Der Schatten für mich aber erst ab Seite 300, wo Norah ihre Entscheidung trifft und klar ist, dass SIE ganz genau weiß, wie alles zusammenhängt … während ich immer noch komplett im Dunkeln tappte.

Was mir an Der Schatten am besten gefiel war der Schreibstil und die sehr atmosphärische Beschreibung von Wien im Winter. Ich ertappte mich schon auf Seite 30 bei dem Gedanken, dass ich auch nach Wien ziehen will …

Die Auflösung war originell, leider fand ich eine Kleinigkeit, die mir gar nicht passte (kann ich hier nicht ausführen, wäre ein massiver Spoiler) und die mich ein wenig runterzog. Der »Nachklapp« mit den Briefen war mir dann ein bisschen zu melodramatisch. Aber das kam ja ganz am Schluss, verdarb mir also das Lesevergnügen nicht.

Insgesamt hat mir Die Falle von Melanie Raabe besser gefallen, aber Der Schatten bietet auf jeden Fall etliche spannende und vor allem auch originelle Lesestunden.


BUCHVERLOSUNG

Ich verlose ein Exemplar des Taschenbuches von Der Schatten. Alle, die sich ab heute (20. September 2018) bis zum 04. Oktober 2018 (Mitternacht) für meinen Newsletter anmelden, nehmen an der Verlosung teil.

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Das Kleingedruckte: 
Natürlich ist bei dieser Verlosung der Rechtsweg ausgeschlossen und der Gewinn kann nicht bar ausgezahlt werden. Der Gewinner wird am 05. Oktober 2018 ausgelost und per E-Mail benachrichtigt. Das Buch wird nach Mitteilung der Adresse des Gewinners per Post versandt. Mit der Teilnahme wird mein E-Mail-Newsletter abonniert, der aber nicht allzu häufig (zurzeit vierteljährlich) erscheint und über Neuerscheinungen, Gewinnspiele und ähnliches informiert. Natürlich kann der Newsletter jederzeit abbestellt werden. Die für das Gewinnspiel gemachten Angaben (Name und E-Mail-Adresse) werden nur für das Gewinnspiel und die Newsletter-Zusendung verwendet. Meine Datenschutzbestimmungen findet ihr hier.


Dienstag, 17. Juli 2018

Rezension und Verlosung: Missing von Claire Douglas



Ein Telefonanruf stellt Francesca Blooms Leben völlig auf den Kopf: Es ist Daniel, der Bruder ihrer einst besten Freundin Sophie. Sophie verschwand vor achtzehn Jahren spurlos, jetzt wurden Teile ihrer Leiche gefunden.
Daniel ist fest davon überzeugt, dass Sophie nicht durch einen Unfall ums Leben kam, sondern ermordet wurde. Francesca erklärt sich zwar bereit, für einige Tage in ihre Heimatstadt zurückzukehren, um Daniel zu helfen, doch wie soll sie es dabei schaffen, ihr eigenes dunkles Geheimnis vor der Aufdeckung zu bewahren? Das Geheimnis, das sie nur mit Sophie teilte …
Als ich mir Missing in der Buchhandlung meines Vertrauens kaufte, wurde mir von der Buchhändlerin versichert, dass es spannend von der ersten bis zur letzten Seite sei.
Sie hat recht. Durch geschickt eingestreute vage Andeutungen baut Missing von Anfang an eine unheilschwangere, spannungsgeladene Atmosphäre auf. Das Setting der kargen Kleinstadt an der Küste mit ihren Einwohnern, die Frankie (wie Francesca früher genannt wurde) überwiegend feindselig gegenüberstehen, trägt ebenfalls zu dieser Spannung bei. Man hat stets das Gefühl, das hier noch schreckliche Dinge geschehen werden - genau wie schon vor achtzehn Jahren.
Die Story wird aus zwei Perspektiven und auf zwei Zeitebenen erzählt: Frankie in der Gegenwart und Sophie in Rückblenden ins Jahr 1997. Was mich hierbei ein wenig gestört hat, war, dass Frankie ständig in Gedanken Zwiesprache mit der toten Sophie gehalten hat - auf Dauer nervte mich das doch ziemlich.
Außerdem finde ich, dass der Untertitel »Niemand sagt die ganze Wahrheit« viel zu viel verrät. Durch diesen Untertitel mißtrauisch gemacht war mir leider - trotz einer guten Anzahl möglicher Verdächtiger - schon ab der Mitte des Buches klar, worauf es wohl hinauslaufen würde … Auch den letzten Twist sah ich leider vorher. Auch wenn es manchmal ganz nett ist, sich bestätigt zu sehen, wäre mir ein für mich überraschendes Ende lieber gewesen.
Dazu kommt, dass ich den Schluss (die letzten zwanzig, fünfundzwanzig Seiten) einfach zu melodramatisch fand.
Ist der Hype um Missing (in den letzten Wochen konnte man ja den Facebook Ads für dieses Buch kaum entkommen) gerechtfertigt?
Für mich persönlich nicht, da das, was den Roman besonders macht, in letzter Zeit einfach zu oft in Thrillern eingesetzt wurde (Gone Girl, Girl on the Train). Wäre Missing mein erstes Buch mit »unreliable narrator« gewesen, wäre ich wahrscheinlich begeistert gewesen.
So war es für mich eine zunächst superspannende Lektüre mit einem nicht ganz befriedigenden Ende.


BUCHVERLOSUNG

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Das Kleingedruckte: 
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Mittwoch, 27. Juni 2018

Lieblingsbuchläden: Glatteis in München


In dieser Münchner Buchhandlung gibt es nur eins: Spannung!
Krimis, Thriller, Suspense-Literatur aller Art, vor allem neu, aber auch eine kleine Auswahl an Secondhand-Büchern wird angeboten.

Der helle, freundliche Laden in der Nähe des Gärtnerplatzes lädt zum Stöbern ein: Neben aktuellen Bestsellern gibt es auch ganze Regalbretter, die nur den Krimis aus den Spezial-Verlagen Ariadne, Gmeiner und Grafit vorbehalten sind. Stilecht abgetrennt werden die verschiedenen Abteilungen mit Schildern in Revolverform.
Außerdem findet man hier auch kleine Geschenke mit Krimibezug, wie zum Beispiel ein Krimi-Quiz in kleiner Metalldose (ich konnte grad noch so widerstehen).

Was mir persönlich natürlich besonders wichtig ist: Auch Bücher im englischen Original gibt es hier - ein ganzes Regal voll.

In unregelmäßigen Abständen finden im Glatteis auch Lesungen statt, am besten den Newsletter abonnieren, denn diese sind in der Regel schnell ausverkauft. Ich kann mich noch gut dran erinnern, wie ich vor ein paar Jahren bei Val McDermid im proppenvollen Laden auf einer Bücherkiste saß.


Adresse: Corneliusstraße 31, 80469 München, www.glatteis-krimi.de

Dienstag, 26. Juni 2018

A. J. Finn - The Woman in the Window


Was hat sie wirklich gesehen? (so der deutsche Untertitel) Oder hat sie überhaupt etwas gesehen? 

Anna Fox sitzt ganz allein in ihrem großen Haus, vertreibt sich die Zeit mit Online-Schach und alten Filmen. Und damit, ihre Nachbarn zu beobachten. Besonders interessant ist die gerade erst gegenüber eingezogene Familie Russell. 

Warum verlässt Anna ihr Haus nicht? Was ist ihr so Schreckliches zugestoßen? Warum sind ihr Mann und ihre Tochter nicht bei ihr? Und was geht bei den Russels vor? 

Ich muss gestehen, ich hatte ziemliche Startschwierigkeiten mit The Woman in the Window. Was mich bei der Stange hielt, war, dass mir der Schreibstil unglaublich gut gefallen hat. Und nach einer Weile baut das Buch durch kleine, feine Andeutungen eine unglaubliche Sogwirkung auf und man will einfach nur noch so schnell wie möglich wissen, was denn nun wirklich Sache ist … auch wenn noch gar nicht wirklich »etwas passiert« ist. 

Einen der Twists erahnte ich zwar schon wesentlich früh, aber das war okay. Die wirklich große Überraschung am Ende sah ich nämlich wirklich nicht kommen. Und wie die mit einem kleinen kurzen Satz am Ende eines Kapitels enthüllt wurde, fand ich einfach nur gnadenlos genial. 

Ausgelesen hatte ich das Buch um vier Uhr morgens, ich glaube, das sagt alles. 

BUCHVERLOSUNG 

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Das Kleingedruckte:

Natürlich ist bei dieser Verlosung der Rechtsweg ausgeschlossen und der Gewinn kann nicht bar ausgezahlt werden. Der Gewinner wird am 16. Juli 2018 ausgelost und per E-Mail benachrichtigt. Das Buch wird nach Mitteilung der Adresse des Gewinners per Post versandt. Mit der Teilnahme wird mein E-Mail-Newsletter abonniert, der aber nicht allzu häufig (zurzeit vierteljährlich) erscheint und über Neuerscheinungen, Gewinnspiele und ähnliches informiert. Natürlich kann der Newsletter jederzeit abbestellt werden. Die für das Gewinnspiel gemachten Angaben (Name und E-Mail-Adresse) werden nur für das Gewinnspiel und die Newsletter-Zusendung verwendet.

Sonntag, 25. März 2018

Tour durch die London Library



Bill Bryson sagte über die London Library »Ich würde ja sofort einziehen, wenn sie mich nur ein Bett aufstellen ließen«. Da ich Mitglied beim London Writers’ Café bin, durfte ich zwar kein Bett aufstellen, aber an einer privaten Führung durch die London Library teilnehmen.

Londons älteste Leihbücherei (es gab zwar schon andere Bibliotheken, dort durfte man die Bücher jedoch nicht mit nach Hause nehmen) wurde 1841 von Thomas Carlyle gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern zählte übrigens auch Charles Dickens.

Seitdem sind die Bestände auf die unglaubliche Zahl von einer Million Büchern angewachsen. Eines der Gebäude, in dem sich die London Library befindet, besteht quasi nur aus Bücherregalen: in dem komplett entkernten Gebäude befindet sich eine Stahlstruktur mit Zwischenböden, herkömmliche Zimmer gibt es in diesem Haus keine.


Aufgrund des eigenen Sortiersystems kann man in diesen Stacks auch ganz wunderbare Funde machen und auf Bücher stoßen, die man eigentlich gar nicht gesucht hatte. So stehen zum Beispiel Bücher über den Teufel (Devil) unmittelbar neben solchen über Zahnheilkunde (Dentistry).


Neben 17 Meilen Regalen finden sich in der London Library aber natürlich auch mehrere Lesesäle mit insgesamt 140 Arbeitsplätzen. Dazu kommt ein umfangreiches Zeitungsarchiv, in dem man selbst bei einem Kurzbesuch Unglaubliches entdecken kann:

The Times 1975

Zu den ganzen gedruckten Wörtern kommt die wundervolle, altmodische Atmosphäre. Sobald ich es mir leisten kann, fülle ich meinen Mitgliedsantrag aus.


Sonntag, 18. März 2018

Lieblingsbuchläden: Leaf and Groove



Im Südlondoner Stadtteil Forest Hill befindet sich dieser kleine, aber besonders feine Secondhand-Buchladen. Neben Belletristik und Sachbüchern bietet das Leaf and Groove auch Vinyl-Schallplatten und CDs an - daher der Name.

Den absoluten Großteil des Angebots machen aber Romane aus und dabei vor allem Spannungsliteratur. Ich kaufte allerdings ausnahmsweise keinen Thriller, sondern ein Philosophiebuch, nämlich The Consolations of Philosophy von Alain de Botton.
Die meisten Bücher kosten drei Pfund, ich wurde beim Bezahlen sogar gefragt, ob der Preis okay sei. Da hätte ich wohl noch handeln können, wenn ich gewollt hätte. Das wollte ich aber nicht, denn alle Gewinne des Ladens kommen der Forest Hill Library zugute.

Am Fenster des kleinen Geschäfts gibt es auch zwei Sessel, da kann man gleich mit der Lektüre beginnen.

Für einen gezielten Besuch während eines Londontrips ist das Leaf and Groove vielleicht ein wenig zu abgelegen (ca. 5 Minuten Gehweg vom Bahnhof Forest Hill entfernt), aber ich wohne zurzeit nur eine kurze Busfahrt entfernt und die Forest Hill Library, wo ich gerne arbeite, liegt quer gegenüber!


Samstag, 13. Januar 2018

Leseprobe aus Flammenwesen



Leseprobe

Montag, 18. Januar 1999

»Und das so früh am Morgen«, sagte Oscar und schaltete das Radio aus.
Ihr Freund Tom blickte von seiner Zeitungslektüre auf. »Wenn dich schon ein einfacher Selbstmord so trifft, lies lieber nicht den Auslandsteil«, meinte er ungerührt.
Oscar rollte die Augen. »Betonung auf Ausland. Ist doch wohl klar, dass es mir viel näher geht, wenn sich hier in Tübingen, in der Stadt, in der ich lebe, ein junger Typ das Leben nimmt.« Sie schüttelte sich. »Und dann geht der auch noch ins Wasser. Und das im Januar. Nachts.«
Tom zog eine Augenbraue hoch. »Klar, ein Toter vor der Haustür zählt mehr als vierzig Menschen, die bei einem Massaker im Kosovo erschossen worden sind.«
Oscar funkelte ihren Freund an. »Mir gehts hier nicht darum, wer oder was mehr oder weniger zählt. Ich habe nur gesagt, dass mir das nahe geht. Der Radiosprecher hat gesagt, der war vierundzwanzig und Student. Vielleicht hab ich den ja gekannt.«
Abrupt stand sie auf und begann, den Frühstückstisch abzuräumen. Tom konnte manchmal so unsensibel sein.
Während sie die Spülmaschine einräumte, waren ihre Gedanken weiterhin mit den Radionachrichten beschäftigt. Der Selbstmörder war gerade einmal zwei Jahre älter als sie selbst gewesen. Was mochte ihn wohl zu seiner Tat veranlasst haben? Was war so schlimm gewesen, dass er keinen anderen Ausweg mehr gesehen hatte als den Freitod?
»Ich würde so was ja höchstens tun, wenn ich todkrank wäre«, sagte sie laut und schob die Spülmaschine so heftig zu, dass das Besteck und die Teller laut klapperten. »Aber selbst dann würde ich mich nicht bei Minusgraden im Neckar ertränken«, fuhr sie fort. »Ich glaube, ich würde Tabletten nehmen oder so.«
Tom faltete die Zeitung zusammen. »Können wir über was anderes reden?«, bat er.
Bevor Oscar etwas erwidern konnte, klingelte Toms Handy. »Da muss ich rangehen. Mein Chef.«
Das Telefongespräch war kurz und einseitig. Toms Hälfte der Konversation bestand vor allem aus zustimmenden Lauten.
»Gut, ich bin gleich da«, verabschiedete er sich schließlich. Er legte das Telefon weg und sah Oscar an. »Sieht so aus, als könnte ich diesem Thema nicht ausweichen. Mein Chef will, dass ich die Selbstmörder-Story übernehme.«
Oscar kaute auf der Unterlippe. »Sagst du mir Bescheid, falls es jemand ist, den wir kennen?«
Tom nickte und stand auf. Er räumte rasch seine Kaffeetasse weg und griff zu seiner Tasche. »Sehen wir uns heute Abend oder arbeitest du?«, fragte er.
»Lass uns heute Nachmittag telefonieren«, schlug Oscar vor und verabschiedete sich mit einem Kuss.
Nachdem die Wohnungstür ins Schloss gefallen war, stand Oscar noch eine Weile am Küchenfenster und starrte hinaus. Dieser Selbstmord würde das beschauliche Tübingen für einige Zeit in helle Aufregung versetzen. So schlimm wie letzten Sommer würde es natürlich nicht werden, aber trotzdem.
Oscar seufzte. Vor einem Jahr war sie von Berlin nach Tübingen gezogen, weil sie der Hektik der Großstadt hatte entfliehen wollen. Sie hatte gedacht, dass ihr die Lebensqualität in einer Kleinstadt viel besser bekommen würde. Das war im Großen und Ganzen auch zutreffend.
Doch dann hatte es im vergangenen Sommer eine Mordserie gegeben, die das ruhige Leben, das Oscar sich so wünschte, komplett unmöglich gemacht hatte. Nicht zuletzt deswegen, weil Oscar in diese Morde verstrickt worden war.
Das hatte dazu geführt, dass ihr Freund Tom, der als Journalist bei der Schwäbischen Allgemeinen arbeitete, von Oscar reichlich Exklusivmaterial für eine Artikelserie erhalten hatte. Dies hatte wiederum Toms Beförderung nach sich gezogen.
Das war der Grund dafür, dass Tom bei so einer großen Story wie einem aufsehenerregenden Selbstmord einen Anruf von seinem Chef erhielt. Dabei war Tom gerade einmal sechsundzwanzig Jahre alt und hatte erst vor knapp zwei Jahren sein Journalistikstudium beendet.
Oscar selbst steckte noch mitten im Studium. Sie studierte mit großer Leidenschaft Geschichte. Bis zum heutigen Vorlesungsbeginn hatte sie noch ein wenig Zeit, also blätterte sie flüchtig durch die Zeitung. Sie las keinen der Artikel ganz, überflog nur die Schlagzeilen.
Als sie schließlich zum Teil mit den Kleinanzeigen kam, wollte sie die Zeitung schon zusammenfalten und weglegen. Doch dann blieb ihr Blick an einer der Anzeigen hängen. Das Inserat war ein wenig größer als die meisten anderen Anzeigen und durch einen Rahmen hervorgehoben.
Selbstverteidigung für Frauen, stand da in fetten Lettern.
Oscar starrte auf die Anzeige, bis die Buchstaben fast vor ihren Augen verschwammen. Dann gab sie sich einen Ruck und riss das Inserat heraus. Sorgfältig faltete sie den Papierfetzen, sodass die Schrift der Anzeige nach innen lag.
Sie ging in den Vorraum der kleinen Wohnung, die sie sich seit etwas über fünf Monaten mit Tom teilte, und holte ihre Schultertasche. Mit einem kurzen Blick vergewisserte sie sich, dass sie alles eingepackt hatte, was sie für den Tag an der Uni benötigte.
Dann verstaute sie die gefaltete Zeitungsanzeige sorgfältig in einem Seitenfach.
Als sie in ihren dicken Dufflecoat schlüpfte, kehrten ihre Gedanken zu dem Selbstmörder zurück. Ob er wohl einen Abschiedsbrief hinterlassen hatte, in dem er sein Handeln, seine Verzweiflung erklärte?
Oder würden seine Familie und Freunde nie erfahren, was ihn zu dieser Tat getrieben hatte? Oscar mochte sich gar nicht vorstellen, wie furchtbar es wäre, wenn dieser Student ein Freund oder gar Verwandter von ihr wäre.
Guschtl kann es zum Glück nicht sein, dachte sie, der ist schon siebenundzwanzig.
Sie wickelte sich einen Wollschal um den Hals, schnappte ihre Tasche und ein Paar Handschuhe, verdrängte jeden Gedanken an den Selbstmörder und machte sich auf den Weg zur Uni.
Einer der Vorteile daran, dass sie nun mit Tom zusammenwohnte, war, dass Oscar zu Fuß zur Uni gehen konnte. Kein Warten an der Bushaltestelle im Französischen Viertel mehr, kein Ärgern, wenn der Bus zu spät kam, sie ihn knapp verpasste oder die Fahrt länger dauerte, weil so viel Verkehr war.
Als sie auf die schmale, kopfsteingepflasterte Gasse trat, erwartete sie nasskaltes Wetter. Oscar schlug den Mantelkragen hoch und beschleunigte ihre Schritte.

Mittwoch, 10. Januar 2018

Coming Soon: Flammenwesen - mein 2. Tübingen-Thriller


Am 17. Januar erscheint mein 2. Tübingen-Thriller Flammenwesen. Im Nachfolgeband von Flammenmund gibt es natürlich ein Wiedersehen mit Oscar und einigen ihrer Freunde ...



Nur noch eine Woche bis zum Veröffentlichungstermin. Um die Wartezeit zu verkürzen, hier schon einmal der Prolog:

Flammen zuckten vor ihm durch die Dunkelheit.
Er stolperte, streckte eine Hand aus, abwehrend.
Die Flammen tanzten, schienen ihn zu verhöhnen.
Er wollte die Augen schließen, doch sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Er blinzelte.
Die Flammen teilten sich und enthüllten ein Wesen, das sich direkt aus dem Schlund der Hölle manifestiert hatte.
Das Wesen riss das Maul auf, zeigte scharfe Fangzähne, von denen Geifer tropfte.
Die Flammen loderten grell auf.
Er keuchte, nahm seine ganze Willenskraft zusammen, drehte sich um und rannte los.
Er konnte den Asphalt unter seinen Füßen sehen, doch er schien kaum voranzukommen.
Hinter sich spürte er die Flammen, fühlte das Höllenmonster näher kommen. Immer näher.
Verzweifelt mobilisierte er all seine Kraftreserven. Sein Atem rasselte, seine Brust schmerzte. Sein Rücken brannte. Heißer Schweiß lief ihm über die Stirn in die Augen, machte ihn fast blind. Es kostete ihn schier unmenschliche Anstrengung, die Hand zu heben und damit über seine Augen zu wischen.
Hinter ihm ertönte ein aggressives Zischen, ein Geräusch, das nicht von dieser Welt war.
Er fühlte den heißen Atem der widerwärtigen Kreatur im Nacken. Er meinte, Schwefel zu riechen. Seine Lunge brannte vor Anstrengung. Lange würde er nicht mehr durchhalten.
Da sah er einen silbrigen Schimmer vor sich. Träge floss das dunkle Band hinter den Bäumen dahin, sanft beschienen vom Mondlicht.
Wasser! Wasser war das Einzige, was ihn vor dem Höllendämon, der ihm auf den Fersen war, retten konnte.
Er zerrte an seiner Jacke, seinem Hemd, geriet wieder ins Stolpern, fing sich jedoch schnell wieder. Streifte die Schuhe von den Füßen, lief barfuß weiter.
Er rannte schneller und stürzte sich ohne Zögern in den Fluss.
Das Wasser kühlte seinen Rücken, seinen Nacken, seine Stirn, seinen ganzen Körper.
Befreit riss er den Mund in einem stillen Schrei auf.
Die Strömung trug ihn sanft aber bestimmt fort von dem flammenden Dämon.
Für einen Moment breitete sich Erleichterung in ihm aus. Dann traf ihn die Kälte des Wassers bis ins Mark.
Er verlor das Bewusstsein.