»Und was habt ihr schon Schönes gemacht, seit ihr hier seid?«, wollte
Matt wissen.
Das hätte er lieber nicht gefragt, denn sofort sprudelten Debbie und
Myra fast über und erzählten von ihren bisherigen Erlebnissen. Natürlich
schwärmte Myra auch in höchsten Tönen von ihrer neuen Gitarre.
»Der Klang ist einfach phantastisch! Und sie ist einfach wunderschön,
eine richtige Sixties-Schönheit.«
»Deine neue Gitarre ist aus den 60ern?«, fragte Matt nach.
»Irgendwelche berühmten Vorbesitzer hatte sie aber nicht, oder?«
»Ich denke, das hätte der Verkäufer mir erzählt«, grinste Myra. »Das
hätte nämlich den Preis ganz erheblich gesteigert.«
»Dann hättest du sie am Ende noch klauen müssen«, witzelte Matt. »Wie
der Typ, der die ganzen Klampfen von Jimi Hendrix stiehlt.«
Jetzt war nicht nur Myra ganz Ohr, auch Debbie und Jamie merkten auf
und sahen Matt fragend an.
»Jemand klaut Hendrix-Gitarren?«, staunte Debbie.
»Erzähl mehr«, forderte Myra ihren Cousin auf.
»Davon hab ich auch schon gelesen«, sagte Jamie und nahm einen großen
Teller Teriyaki Soba vom Kellner entgegen.
Auch den anderen drei wurden ihre Hauptgerichte serviert, doch selbst
der Anblick von knackigem Gemüse und perfekt gegrilltem Lachs ließ Myra nicht
vom Thema abkommen. Wenn es um Gitarren ging, war sie ein wenig, nun ja,
obsessiv.
Matt hingegen hatte es nicht eilig mit dem Erzählen. Zuerst tauchte
er seinen Löffel in die große, dampfende Schüssel mit Ramen, die nun vor ihm
stand.
»Nun, sag schon«, quengelte Myra. »Was ist das für eine Story mit den
geklauten Gitarren? Was für Gitarren genau? Welche von denen, die Hendrix
selbst bemalt hat?«
Matt schlürfte die langen Noodles vom Löffel und kaute gründlich.
Dann endlich erfüllte er Myras Wunsch nach detaillierten Informationen.
»Vor ungefähr einer Woche ist aus dem Hard Rock Café eine Gitarre
gestohlen worden, direkt von der Wand runter, und vor ein paar Tagen ist eine
weitere Hendrix-Gitarre verschwunden. Diesmal aus dem Lager des gerade im
Aufbau befindlichen Jimi-Hendrix-Museums. Was genau das für Gitarren waren,
weiß ich aber nicht.«
»Na, zum Glück sind wir erst seit gestern hier«, warf Debbie ein,
»sonst bräuchte Myra jetzt ein wasserdichtes Alibi.«
»Wusstet ihr, dass Jimi Hendrix hier in London kurzzeitig eine
Wohnung hatte, die direkt neben dem früheren Haus von Georg Friedrich Händel
lag?«, trug Jamie zur Unterhaltung bei.
Doch Händel interessierte Myra natürlich im Moment gar nicht. »Hast
du das in der Zeitung gelesen? Oder im Radio gehört?«, wollte sie von Matt
wissen.
»Ich hab's in der Zeitung gelesen, aber im Fernsehen kam auch ein
kurzer Bericht. Den kannst du sicher auf der Website der BBC anschauen.«
»Super, das mach ich nachher gleich«, freute sich Myra und widmete
sich nun auch endlich ihrem Essen.
Die Kurzgeschichte Tin Pan Alley erscheint demnächst - überall da, wo es eBooks gibt!
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